Radoslav Katičić: Konturen und Zusammenhalt der kroatischen Sprache
25.1.2018 / 19.00 / Botschaft der Republik Kroatien
Buchpräsentation von Georg Holzer und Zorka Kinda-Berlakovich (Hg.)
Anlässlich des 175. Jubiläums des Bestehens der Matica hrvatska sowie des 50. Jubiläums der Deklaration über den Namen und die Position der kroatischen Standardsprache fand am 25. Jänner 2018 in der Botschaft der Republik Kroatien in Wien eine Tagung zum Thema „Die Bedeutung und Rolle der kroatischen Sprache in der Nationalliteratur und Kultur“ statt, in deren Rahmen das Buch „Radoslav Katičić: Konturen und Zusammenhalt der kroatischen Sprache“ präsentiert wurde. Zum Buch sprachen die Herausgeber ao. Univ.-Prof. Dr. Georg Holzer und HS-Prof. Dr. Mag. Andrea Zorka Kinda-Berlakovich.
IDie Autoren wiesen in ihrer Buchvorstellung auf die Wichtigkeit der Publikation für die Rezeption der Eigenständigkeit der kroatischen Sprache in Österreich hin. Unter diesem Fokus hatten sie 17 einschlägige Texte von Radoslav Katičić ausgewählt und ins Deutsche übersetzen lassen, die jenen dienen sollen, „die sich oder andere, vornehmlich im deutschen Sprachraum, fundiert zur Frage der Eigenständigkeit der kroatischen Sprache informieren wollen“ (© Holzer).
Das Buch ist ein Projekt der Österreichischen Gesellschaft für Kroatistik und wird mit Fördermitteln des „Središnji državni ured za Hrvate izvan Republike Hrvatske“ realisiert wurde. Der Band ist im Verlag „Školska knjiga“ erschienen.
Vorbemerkungen
Die Eigenständigkeit der kroatischen Sprache wird außerhalb der Republik Kroatien, zum Beispiel in Österreich, in verschiedenen öffentlichen Bereichen aus verschiedenen Gründen oft nicht in einem Maße berücksichtigt, das die in diesen Bereichen tätigen kroatischen Intellektuellen befriedigen könnte, denen es aber oft schwer fällt, ihren Standpunkt in fachlichen Diskussionen, bei Vorsprachen vor Behörden und bei anderen Gelegenheiten überzeugend darzustellen und griffig auf den Punkt zu bringen. Hier besteht einerseits eine gewisse argumentative Unsicherheit, und andererseits wird bisweilen auch übereifrig und unqualifiziert über das Ziel hinausgeschossen, und zwar beides obwohl, insbesondere in den Arbeiten Radoslav Katičićs, die entscheidenden Argumente bereits auf den Tisch gelegt und die hier relevanten Kriterien in aller gebotenen Ausgewogenheit diskutiert worden sind. Sich auf Radoslav Katičićs einschlägige Arbeiten zu berufen war aber bisher eine mühsame Angelegenheit, weil sie in verschiedenen Publikationsorganen verstreut und in verschiedenen Sprachen abgefasst sind. Diese äußeren Umstände legten es nahe, bestimmte Schriften Radoslav Katičićs auszuwählen, die nicht auf Deutsch abgefassten ins Deutsche zu übersetzen und alle ausgewählten kompakt in einem eigenen Band erneut zu publizieren. Als vom Središnji državni ured za Hrvate izvan Republike Hrvatske (Zentrales staatliches Büro für die Kroaten außerhalb der Republik Kroatien) die Finanzierungszusage kam, konnte dieses Vorhaben in Angriff genommen und verwirklicht werden; das Ergebnis liegt hier vor. Der Band soll jenen, die sich oder andere, vornehmlich im deutschen Sprachraum, fundiert zur Frage der Eigenständigkeit der kroatischen Sprache informieren wollen, als Vademekum dienen.
Radoslav Katičićs zum Thema gehörige Arbeiten sind viel zahlreicher und vielfältiger, als dieser kleine Band glauben lassen könnte. Für mehr aber gab es weder Zeit noch Geld. Es handelt sich hier daher nur um eine Anthologie, um ein Lesebuch und nicht etwa um so etwas wie eine Synthese oder gar eine vollständige Grundlage für weitere Forschung. Sucht man eine solche Grundlage, muss man Radoslav Katičićs einschlägiges Opus vollständig studieren, und zwar am besten anhand der Originalschriften, wo es sich hier ja teilweise nur um Übersetzungen handelt, in denen es mitunter auch (mit […] gekennzeichnete) Auslassungen, etwa von Fußnoten und bibliographischen Angaben, geben kann. In ein solches umfassendes Studium wären aber auch die Wortmeldungen der Weggefährten Radoslav Katičićs wie die von Dalibor Brozović sowie seiner Diskussionskontrahenten wie die von Pavle Ivić miteinzubeziehen.
Die einzelnen Beiträge sind hier nach den Jahren ihrer Ersterscheinung gereiht. Der Band begleitet somit, wenn auch nur lückenhaft und ungleichmäßig, die Geschichte der politischen Behandlung der kroatischen Frage mit allen Zügelungen und Lockerungen, Enttäuschungen und Hoffnungen, mit denen die um die Geltung der kroatischen Sprache Bemühten vor der Errichtung der kroatischen Eigenstaatlichkeit konfrontiert waren und es jetzt, nach der „Wende“ und seit der internationalen Anerkennung, noch immer oder schon wieder sind. Insofern bietet jeder der in diesen Band aufgenommenen Aufsätze auch ein Stimmungsbild der Zeit, in der er geschrieben worden ist, und Einblicke in den nun mehr oder weniger hinfälligen Kampf für eine inklusive Gemeinsamkeit, in der die Kroaten auch ihre eigene ererbte Ausdrucksweise miteinbeziehen dürfen wollten, ohne puristisch allem Kroatischen entsagen zu müssen, das nicht zugleich auch serbisch war. Gegen eine inklusive Gemeinsamkeit hat sich Radoslav Katičić ja nie gestellt, sondern nur gegen einen Purismus in der Pflege der kroatischen Literatur- und Standardsprache, der diese enterben und auf den gemeinsamen serbo(-)kroatischen Nenner reduzieren würde.
Was zu übersetzen war, wurde von Franjo Čamba, Oliver Schoißwohl, Zorka Kinda-Berlakovich, Sabine Pawischitz und Dora Katičić-Müller besorgt. Meinerseits habe ich die Übersetzungen gesichtet und gegebenenfalls überarbeitet und mir dabei mitunter auch große Freiheiten genommen. Gerne aber hätte ich dafür mehr Zeit zur Verfügung gehabt, als mir der Vertrag mit dem Geldgeber zugestanden hat. Ich bin mir sicher, dass ich bei weiteren Durchgängen noch einiges umformuliert hätte. Aber das Buch kann auch so, wie es ist, seinen Zweck erfüllen. Wie auch immer, das Verdienst gebührt dem Übersetzungsteam, die Letztverantwortung aber liegt bei mir.
Herausgeber und Herausgeberin bedanken sich bei den genannten Übersetzerinnen und Übersetzern für ihre wahrlich nicht geringe Mühe; bei Sylvia Richter, Katarina Dorkin Križ und Silvia Buczolich für administrative und organisatorische Hilfeleistungen; beim Središnji državni ured za Hrvate izvan Republike Hrvatske (Zentrales staatliches Büro für die Kroaten außerhalb der Republik Kroatien) für die Finanzierung dieses Buchprojekts; beim Verlag školska knjiga und seinem Leiter Dr. sc. Ante Žužul für die entgegenkommende und spontane Bereitschaft, dieses Buch herauszubringen; und bei den Verlagshäusern, die das Copyright auf die hier aufgenommenen Arbeiten innehaben und sämtlich die unentgeltliche Erlaubnis zum Nachdruck bzw. zur Publikation einer Übersetzung erteilt haben. Die Verlagshäuser sind jeweils unter dem Titel des betreffenden Artikels namentlich genannt, und zwar auch dann, wenn die Rechte inzwischen an den Autor zurückgefallen sind.
Ohne das idealistische Engagement aller genannten Personen und Institutionen hätte dieser Band nicht zustande kommen können.
Wien, im September 2017 Georg Holzer